Nachbarschaftshilfe auf (Kölsche) Klüh-Art
Was macht man mit 69 Tausend Bio-Einwegbechern aus den Klüh Catering-Beständen in Zeiten der Pandemie, bevor sie vernichtet werden müssen? Eine Herzensaufgabe und –angelegenheit für das Klüh Catering-Team am Hauptsitz in Düsseldorf und Marketingmanagerin Claudia Günther mit einem Happy End in Köln: Eine köstliche Benefiz-Geschichte grenzüberschreitender Nachbarschaftshilfe zwischen Düsseldorf und Köln, mit einer netzwerkenden Fotografin, einem hilfsbereiten Theater-Gastro-Team und jeder Menge glücklicher Abnehmer*innen. Eine Geschichte mit „viiiel Hätz“. Wie mensch das scheinbar Unmögliche hinbekommt? Ein funktionierendes, gutes Netzwerk gehört auf jeden Fall dazu.
An Claudia Günther, Marketingmanagerin bei Klüh Catering, wurde die Aufgabe herangetragen, eine Lösung zum Auslagern von 69.000 umweltfreundlichen Bio-Einwegbechern zu finden. Die Pandemie mit ihren Lockdowns, den Schließungen beziehungsweise dem spürbaren Zurückfahren in den Restaurants und Cafeterien von Klüh hat auch zu einer spürbaren Senkung des Bedarfs an Bechern geführt. Da die eigenen Restaurants mit Beständen bis in das Jahr 2022 bereits gedeckt waren, kam die Frage der weiteren Lagerung bzw. der Entsorgung auf. Die große Zahl an Bechern zum Kompostieren geben? Das kam für das Catering-Team überhaupt nicht in Frage.
So wenig Waste wie möglich
Klüh Catering, seit 2016 verantwortungsbewusst im Projekt United against Waste engagiert, hat Biobecher bereits seit Herbst 2017 flächendeckend eingeführt. Es handelt sich um To-Go-Becher aus nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen der Marke naturesse® eines Schweizer Unternehmens (https://www.pacovis.de/) auf Basis von Zellulose und PLA. „So wertige Becher direkt auf den Kompost zu geben, das geht gar nicht,“ sagt Claudia Günther. Im Bereich der Thermo-Mehrwegbecher setzt Klüh auf die beliebte Designermarke Koziol aus Deutschland.


So geht Netzwerken in der Krise
Nur ein paar Telefonate später erzählt sie Silke Steinraths ihre Geschichte. Diese ist seit 2014 als freie Fotografin für die Klüh Multiservices und auch für die schönen Fotostrecken der Klüh Catering aktiv: Webseite Silke Steinraths. Sie kommt aus Köln, lebt mitten im quirligen Epizentrum der Domstadt, dem beliebten Studentenviertel, auch bekannt als „Kwartier Latäng“. Dort, bei ihr um die Ecke, befindet sich das Kult Theatercafé Filmdose Filmdose Köln. „Seit vielen Jahren sozusagen mein Wohnzimmer“, sagt Silke Steinraths.
Die Location ist vielen bekannt durch seine trashigen Theaterinszenierungen im Stil des unvergessenen Film- und Theaterautors sowie Schauspielers Walter Bockmayer. Sein bekanntester Film: die Satire „Geierwally“ aus dem Jahr 1988. Er war 1975 Gründer des Lokals Filmdose auf der Zülpicher Straße an der Ecke zur Kyffhäuser Straße. Bald kam jene Bühne hinzu, wo er seine Inszenierungen aufführen ließ. So wurde 1984 das „Theater in der Filmdose“ gegründet. Zu den Darstellern zählten unter anderem Ralph Morgenstern, Dada Stievermann, Hella von Sinnen und Dirk Bach. Im Jahr 1996 übernahm Ensemblemitglied Alexander Moll gemeinsam mit Ehefrau Heike das Theater in der Filmdose.
Und hier schließt sich der Kreis – und die Vermutung liegt nahe – dass in Köln ab und zu doch noch die Heinzelmännchen unterwegs sind: Ein kurzer telefonischer Hinweis von Silke Steinraths über den Becher-Segen an Alex Moll, und das Kölner Urgestein bzw. Netzwerker par excellence, ließ die Drähte seiner WhatsApp-Gruppe glühen. Zudem ist er Mitglied in der IG Kölner Gastro e.V.. Diese ist relativ neu und wurde 2019 als eine Interessengemeinschaft zum Austausch und zur gegenseitigen Unterstützung für Kölsche Gastronomen ins Leben gerufen. Damals ahnte keiner der 350 Mitgliedsbetriebe, wie radikal sich die gastronomische Welt ab März 2020 ändern sollte. Hier fand Alex Moll sogleich Abnehmer mit Kusshand für 69.000 Ökobecher. Dabei habe es keinen gestört, dass die Becher mit dem Klüh-Logo gebrandet seien. „So geht eben Networking in der Krise“, sagt Alexander Moll.


Die feierlich-fröhliche Übergabe
Am letzten Apriltag 2021, unmittelbar vor dem schon zum zweiten Mal (leider) nicht stattfindenden „Tanz in den Mai“, kann Claudia Günther persönlich bei der Anlieferung und Verteilung der Kartons mit den Bechern dabei sein. Ein Transporter lädt 3 Paletten und 61 große Kartons auf dem Vorplatz der Filmdose ab, welcher in normalen Zeiten als Außengastronomie genutzt wird. Fotografin Silke Steinraths ist natürlich mit ihrer Kamera als Chronistin dabei. „Ich freue mich riesig, dass alles so reibungslos geklappt hat. Es war ja eher ein Selbstläufer meiner seit Jahren guten Kontakte in Köln,“ sagt sie, „insbesondere die Filmdose, die bei mir quasi ‚umme Ecke‘ ist, samt Alex und Heike – sie sind so etwas Ähnliches wie Familie. Was gibt es derzeit Schöneres als Zusammenhalt und Unterstützung, die wir hier im Veedel seit Jahren erleben?“
Ihre Freude an der Kölsch-Düsseldorfer Benefiz-Aktion ist in den Fotos von Silke Steinraths festgehalten, von denen Sie hier einen Teil sehen.

Alexander Moll, Monika und Siegmund Brendel (Schill-Eck), Claudia Günther

Alexander und Heike Moll
Benefizzen für eine ganz besondere Initiative
Ein Großabnehmer der Klüh-Becher unter den Gastronomen ist die Kölner Privatinitiative Straßenwächter, die sich seit 2005 für Obdachlose auf Kölns Straßen engagiert. Ein Mitarbeiter ist gleich mit einer Sackkarre zum Abholen der Kartons gekommen. Auf ihren täglichen festen Touren durch die Kölner Innenstadt versorgen ehrenamtliche Mitarbeiter*innen – darunter viele Studierende – wohnungslose und bedürftige Menschen mit dem, was sie am nötigsten brauchen: Bekleidung, Hygiene-Artikel, Nahrung und Getränke. Im Winter gibt es natürlich auch warme Speisen und Heißgetränke. Diese werden teilweise von obdachlosen Köchen, die die Straßenwächter unterstützen, zubereitet. Zum Teil bekommt die Initiative auch von einigen Kölner Betrieben übriggebliebene Lebensmittel und Backwaren gespendet. Alle diese lebensnotwendigen Dinge und Speisen werden auf Handkarren geladen und gehen mit jeweils zwei Straßenwächtern auf Tour. Die umweltfreundlichen Klüh-Becher werden hier garantiert wertvolle Dienste leisten.
Optimistisch bleiben in anstrengenden Zeiten
Nachdem alle Abholer*innen ihr Becherkontingent erhalten haben, bleibt für Claudia Günther Zeit für einen Plausch mit Alex und Heike Moll. Wie haben sie die Zeit der Pandemie bis jetzt überstanden? Die Kultur mit Theater liegt brach, das Café ist geschlossen. Ehepaar Moll hält sich wacker über Wasser, indem sie mit Erfolg ihre Spezialitäten der Filmdose To-Go anbieten: Während Heike Moll ihre Palette an beliebten wie köstlichen Kuchen und Torten nun tagtäglich aus ihrer privaten Küche zaubert, um sie an die getreuen Fans oder Passanten in ihrem Veedel zu verkaufen (P.S. von Claudia Günther: „Übrigens top und sehr zu empfehlen!), bietet Alex Moll (O-Ton Claudia Günther: extrem leckere) lokale Bratwurst mit hausgemachtem Ketchup an.
Und wie geht es weiter, jetzt und nach Corona?
„Kopf hoch und weiter geradeaus. Was nützt das Gejammer? Wir müssen unserer Jugend ein gutes Beispiel geben und ihr sagen: Es geht weiter! Was am Ende bleibt, weiß kein Mensch.“
Zitat Alexander Moll, Inhaber Theater in der Filmdose, Vater von zwei Söhnen

Alle Fotos: Silke Steinraths, © Klüh Catering GmbH