Ab ins Gartenparadies –
Von herrschaftlichen Parks und Urban Gardening
Abseits der Parkanlagen der Initiative „Straße der Gartenkunst“ befinden sich erste interessante Pflänzchen von Urban Gardening-Projekten im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW. Auf unserer wandervollen Route haben wir auf einem Seitenweg den Unternehmer und Designer Daniel Martens getroffen. Zusammen mit der Bürgerstiftung Duisburg hat er den Naturgarten an der Liebigstraße ins Leben gerufen. Er berichtet, wie bei einem Urban Gardening-Konzept nicht nur Pflanzen, sondern die Menschen eines Viertels aufblühen, wie er dort Geschmack an der veganen Lebensweise gefunden und das Kochen mit eigenen Rezepturen mit Kräutern vom Wegesrand für sich entdeckt hat.
… und wir packen in den Gewinnerrucksack …
Bevor wir uns wieder beherzt auf Wanderschaft – diesmal in eine besondere Gartenwelt – begeben, verraten wir Ihnen die nächste Zutat für den Gewinnerrucksack.
Dieses Mal ist es ein formschöner Pflanzenbehälter des kroatischen Labels Klara Gardening. Es lohnt sich immer mehr, bei unserem wandervollen Genießer-Rätsel mitzumachen. Mit etwas Glück können Sie ihn bald als glückliche Gewinner*in schultern. Teilnehmen können Sie noch bis zum 9. Juni 2021. Schreiben Sie uns einfach eine E-Mail an marketing@klueh.de mit dem Betreff WANDERVOLL.

Die „Straße der Gartenkunst“ durch NRW – nur kurz gestreift
Diese Touristikstraße führt länderübergreifend von der Provinz Limburg in den Niederlanden bis ins Rheinland nach Königswinter. Sie verbindet herausragende öffentliche und private Garten- wie Parkanlagen mit Schlössern, Herrensitzen und Museen, wo es sich an jedem Ort schön verweilen lässt – sobald die Corona-Pandemie es zulässt. Die einzelnen Zielorte befinden sich in einem breiten Korridor, den Sie am besten zuerst auf der Website Straße der Gartenkunst erkunden, um das für Sie Beste herauszusuchen. Für Familien und Freund*innen von Gartenkunst im besonderen Ambiente von Industriekultur empfehlen wir den Landschaftspark in Duisburg. Die britische Zeitung „Guardian“ zählt ihn zu einem der 10 schönsten Stadtparks der Welt!

Blick auf den Landschaftspark Duisburg-Nord
Urban Gardening in der Peripherie
Von hier aus möchten wir Sie nach Rumeln-Kaldenhausen einladen. Es liegt im westlichsten Zipfel der Stadt Duisburg. Der linksrheinische Ort gehört zum Stadtbezirk Rheinhausen. Der Ortsteil ist ein ganz normaler Wohnort ohne herausragende touristische Highlights. Aber hier befindet sich auch eines der Bienenmuseum in Deutschland. Die einzigartige, umfangreiche Sammlung an Bienenbehausungen ist einen Umweg wert. Vom Museum aus erreicht man in einem 15- Minuten-Fußweg den Naturgarten an der Liebigstraße, eines von mehreren Urban-Gardening-Projekten der Stadt Duisburg. Hier können Bürgerinnen und Bürger selbst Nutzgemüse anpflanzen, Wildkräuter und -pflanzen kennenlernen und verkosten und an vielfältigem Austausch teilnehmen. Dafür wurde das Projekt 2018 mit dem „Nachhaltigkeitspreis der Stadt Duisburg“ ausgezeichnet. Zu verdanken ist dies dem umtriebigen und ideenreichen Initiator Daniel Martens, der Design- und IT-Spezialist der Werbebranche und passionierter Fan von Wildkräutern.
Die Zukunft ist ein Garten
Das Zukunftsinstitut zählt den Gemüseanbau auf Balkonen, Terrassen und Brachflächen sowie die sogenannten Open-Source-Gärten zu den großen Trends der weiter wachsenden Stadtbevölkerung. Die Zahl der Balkon- und Terrassenbesitzer ist allein zwischen 2007 und 2011 von rund 50 Millionen auf 55 Millionen laut Ifak-Institut 2011 angewachsen. Die Altersstruktur der Schrebergartenbesitzer*innen hat sich laut Bundesverband Deutscher Gartenfreunde deutlich verjüngt, die Warteliste mit jungen Familien mit Kindern wächst ständig weiter an. Quelle: Zukunftsinstitut

Daniel Martens

Nachfahre von Miraculix
Zurück nach Duisburg. Daniel Martens, Urban Gardener, ist nach absolviertem Diplomstudium direkt als Gründer und Geschäftsführer einer Agentur für IT-Kommunikation senkrecht durchgestartet und hat viele Jahre erfolgreich für einen großen Energielieferanten in Essen gearbeitet. Ständig unter Strom, mit dem roten Zeiger seiner Balance immer mehr auf Work statt Live, verabschiedete er sich 2014 bewusst aus dem getriebenen High-Speed-Business und eröffnete Lilies’n Birds, sein Büro für nachhaltige Gestaltung und Werbung mit angeschlossenem Film- und Kochstudio. Das selbstangelegte Gewächshaus, wo neben Tomaten auch Wildkräuter ihren „Kindergarten“ haben, dient ihm und seinen Mitarbeitern als natürliche Chillzone.
Kräuterjogging
Wenn der Wunderkoch Miraculix aus “Asterix und Obelix” noch Nachfahren im Geiste hätte, ist einer von ihnen in Rumeln-Kaldenhausen zu verorten. Dieser kleinstädtische Ortsteil liegt linksrheinisch zwischen Krefeld und Rheinhausen in einem industriellen Niemandsland. Daniel Martens ist definitiv kein Nachfahre der Druiden. Dennoch zieht es ihn, der in der Apfelstadt Tönisvorst aufgewachsen ist, schon immer in die Natur. Zunächst zum Joggen, jetzt auch auf der Suche nach wilden Kräutern, Wurzeln und Unkraut – „das ist ein Wort für Pflanzen, die du noch nicht kennst,“ sagt er. Daraus kocht er vegane Gerichte mit naturfrischem und erstaunlich leckerem Geschmack.
Geschmacksveganer & Guerilla
Mit seiner Ernte vom Wegesrand probiert er ständig neue Kreationen aus. Ein bisschen Guerilla ist dabei. Auch Grassroots Movement beim Joggen. „Ich bin Geschmacks-Veganer. Die Kräuter vom Wegesrand sind für mich eine Entdeckung. Sie sind bitterer und haben noch einen Urgeschmack, den ich sehr schätze. Nebenbei sind sie auch noch gut für die Gesundheit und für’s Klima,“ erklärt Martens. Im Gespräch kommt er als „joggendes Kräuterlexikon“ rüber, was er allerdings mit der Empfehlung auf die Enzyklopädie für 2.000 Essbare Wildpflanzen Mitteleuropas kontert.
Martens weiter: „Beim Kochen interessiert mich nicht nur das Würzen. Auch das Arbeiten mit den Farben, Formen und verschiedener Haptik der Zutaten gehört dazu. Ganz wichtig: mit meiner Naturküche will ich zeigen, wie du die Natur für dich nutzen kannst.“ Wir von Klüh haben mit ihm zusammen zwei vegane Rezepte für Sie ausgesucht, die Sie weiter unten in diesem Beitrag finden.


Der Naturgarten
Nach dem Einzug in sein neues Büro 2014 stellte Martens fest, dass es an seinem neuen Standort zwar ein paar Greifvögel gab, aber zero Flora – noch nicht mal Löwenzahn. Als seine ersten Setzlinge auf einem Erdhügel ihre Blühbeweise geliefert hatten, erkundete er sein Viertel nach möglichen Brachen. Fast vor seiner Haustür wurde er fündig: Ein 1.500 qm großes Landstück – überwuchert von Brombeeren und Brennesseln. Motiviert durch das Bundesnaturschutz-gesetz für Pflanzen, das auf das Bewahren der Biodiversität abzielt, sprach er das „Amt für Umwelt & Grün der Stadt Duisburg“ darauf an, und erhielt die Genehmigung, hier ein Urban-Gardening-Projekt zu starten. Das Projekt wird von der Bürgerstiftung Duisburg unterstützt. Die Naturgartengemeinschaft besteht aus 35 Mitgliedern, von denen 15 als aktive Gärnter*innen pflanzen, hegen, pflegen, bewässern und natürlich ernten. Sie sind für einzelne Parzellen zuständig. Die Teilnahme ist kostenlos. Wer aktiv mitmachen möchte, kann direkt vorbeikommen, die Liebig-Gärtner darauf ansprechen oder sich auf der Website anmelden https://liliesnbirds.eu/wp-content/uploads/2018/01/LNB_Wickelfalz_NaturgartenAnDerLiebigstrasse_v3.pdf
Artenvielfalt
Es gibt dort Nutzfrüchte wie Johannisbeeren und Wein, Gemüse, wie die Klassiker Salat, Bohnen und Möhren, aber auch ein Knoblauchfeld, ein Kräuterrondell mit Bärlauch, mediterrane Kräuter, Petersilien und mehr. Sogar Maggikraut wächst hier, als ob es dem Namensgeber der Straße, Justus Liebig (1845-1872), dem Chemiker, welcher den Rindfleisch-Extrakt wie auch den Agrodünger gegen Hungersnöte erfand, seine Referenz erweisen wollte.
Gelebte Diversity
Wie es in einem Paradies üblich ist, ist jeder jederzeit herzlich willkommen als Spazier- oder Parkgänger, als aktiver Gärtner und als Ruhesuchende. Das heißt auch, dass hier Diversity gelebt wird. Das Viertel um die Liebigstraße hat an Lebensqualität gewonnen: hier bauen Nachbarn ihr Gemüse an, Rentner*innen zeigen Kindern, dass Tomaten eben nicht in Plastikschalen im Supermarkt wachsen. Abends sitzen sie mit Menschen unterschiedlicher Nationen zusammen und grillen. Eine koreanische Familie bringt dazu neue, leckere Pflanzen mit exotischen Geschmacksrichtungen ins Gespräch.
„Wer wilde Pflanzen schützt, wird auch fremde Menschen schätzen. Der Friede beginnt in einem Garten.“
Zitat: Daniel Martens
Bildungsauftrag
Selbst Vater zweier Söhne wünscht sich Daniel Martens nach der Corona-Pandemie mehr Besuch von Kinder- und Schülergruppen. Gerade Kinder haben viel Freude an der Natur. Sie können dort mehr über Pflanzen als Nahrungs- wie Heilmittel erfahren.
Gärtnern und die Seele baumeln lassen
Natürlich muss es hier einen Bauwagen geben, wie ihn sein Held aus der Kindheit, der Naturerklärer Peter Lustig in der Kindersendung „Löwenzahn“ hatte. An der Liebigstraße dient er als Geräteschuppen und Kommunikationstreff. Dort kann mensch sich auf Bänken unter einem Sonnensegel niederlassen oder unter dem Walnussbaum auf Loungemöbeln aus Paletten einfach die Seele baumeln lassen. Ein gut gefüllter „Bücherschrank“ in einer ausgedienten Telefonzelle bietet reichlich Lesestoff aller Art zum Schmökern. Daniel Martens ist nach Feierabend oft dort anzutreffen und mittendrin, wenn es um den Austausch mit den Gartenfreund*innen geht. „Wir lernen miteinander und voneinander. Das macht es zusätzlich spannend.“
Pflanzen erkennen
Damit es im Paradies an der Liebigstraße nicht dazu kommen kann, dass jemand in einen verbotenen Apfel beißt, hat der IT-Spezialist sogar eine eigene ErkennungsAPP via QR-Code entwickelt. Dort will er als Langziel alle Wildkräuter- und Pflanzen katalogisieren. Übergangsweise empfiehlt er die Mitmach-App Flora Incognita, die via Smartphone-Foto Pflanzen aus einem Katalog von 1 Million Arten bestimmen kann.
Keine Eintagsfliege
Aufgrund seines Erfolgs blüht und gedeiht das Urban Gardening Projekt an der Liebig Straße prächtig. Auch, wenn Corona für mehr Abstand untereinander gesorgt hat, so freut sich Daniel Martens schon auf die Zeit danach. In seinem kreativen Kopf reifen schon jede Menge neue Ideen heran, die er umsetzen möchte. So soll möglichst wieder ein Lesemarathon im Garten stattfinden.
Kräuter to-Go
Da im Garten mittlerweile viele wilde Kräuter gedeihen, hat Daniel Martens zusammen mit der Bürgerstiftung Duisburg eine charmante Idee „gesät“: In einem eigens von einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung hergestellten Schaufenster-Kasten sollen tagesfrische Kräutersträußchen zum Spendentarif für das Projekt vertrieben werden.
Rezepte aus Daniel Martens Kochstudio
Löwenzahn Mayo à la LiliesnBirds
- 1 Handvoll Löwenzahnblüten
- 1/2 Tasse Sojamilch & Esslöffel Zitronensaft
- 1/3 Tasse Rapsöl1 Esslöffel Senf & 1 Knoblauchzehe
- 2 Esslöffel Xylit
- 1 Esslöffel Xanthan & Kurkuma
- 3 Teelöffel Salz
- 2 Teelöffel Hefeflocken
Und ab in den Mixer!
(Foto Daniel Martens)

Giersch-Risotto mit Tofu
- 3 Handvoll Giersch-Blätter
- Mehlschwitze mit Senf, Olivenöl und Essig
- Eine Orange gewürfelt
- 200 g Reis
- Salz & Pfeffer & Zucker nach Geschmack
Reis kochen – etwas wässriger als sonst. Überschüssiges Wasser wird direkt für die fruchtige Senf-Mehlschwitze genutzt. Fruchtige Mehlschwitze Reiswasser, Mehl, Senf, Olivenöl und ein wenig Essig. Die fruchtige Mehlschwitze lassen wir jetzt erkalten. Gierschblätter: Alle klein schneiden und in kochend heißem Wasser nur für max. 2 Minuten blanchieren. Danach feinschneiden.
Inzwischen Reis auf einem großen Teller ausbreiten und erkalten lassen. 1/4 fein gehackter Zwiebel und Orangenwürfel in eine Salatschüssel geben. Gierschspinat daruntermischen und mit einer Prise Salz & Pfeffer würzen. Orangenscheiben zur Verzierung und alles mit der fruchtigen Mehlschwitze leicht übergießen. In der Zwischenzeit die in Salz und Sojasauce marinierten Tofu-Scheiben im Wok goldbraun braten und als Topping zum Schluss auf das Giersch-Reis-Risotto geben.

(Foto Daniel Martens)